Transalp 2025 Tag 6

Durchgebissen bis zum Ziel
Auf der letzten Etappe war nocheinmal alles dabei was ein erlebnisreiches Radabenteuer braucht. Und doch war es etwas anders als gedacht.
Wir starteten wie man es für einen Italienaufenthalt gewohnt ist: aufgrund der späten Öffnungszeiten verzögert. Vor 8.30 geht hier nämlich frühstücksmäßig gar nichts.
Von Feltre aus ging es die ersten Kilometer erstmal gemächlich weg. Nach 10 km begann dann aber der harte Aufstieg zum Monte Grappa. Vorweg: Wer denkt die Glocknerhochalpenstraße wäre schwer, der steht beim Monte Grappa vor einem neuen Level.

Ohne Turbo Banane, einem ehrgeizigen Partner am Rad und einem Motivationssong am Ohr wären die Qualen kaum erträglich gewesen. Und ja es war eine Qual. Die 20%ige Steigung und teilweise 25 waren für mich das Härteste was ich am Rad erlebt habe. Ohne Übertreibung, es war wirklich eine Steigung die mir alles abverlangt hat. Nicht nur einmal habe ich mich nach dem Sinn der Sache gefragt.
Dem Ziel näherkommend wurde uns klar, dass es mit dem erhofften Traumausblick vom Gipfel diesmal nichts werden würde. Der Nebel hing so tief, dass Thomas und ich einander kaum noch sehen konnten.
Durch die widrigen Verhältnisse war der Gipfelsieg doch ein bisschen ein anderer. Wir wollten aufgrund der eisigen Temperatur einfach schnell runter vom Berg. Außerdem war es schon nachmittag und wir hatten noch 110 km vor uns. Dennoch erfüllte uns großer Stolz diesen Berg bezwungen zu haben. Immerhin führt auch eine Etappe des Giro genau auf diesen Berg. Heute waren aber aufgrund des Wetters nicht viele andere Verrückte hier unterwegs.
Der Monte Grappa hatte insbesondere im Ersten Weltkrieg eine wesentliche Bedeutung. Österreich-Ungarn und versuchte den von den Italienern belagerten Berg einzunehmen. Erbitterte Schlachten kosteten tausenden Soldaten das Leben. Im zweiten Weltkrieg war der Monte Grappa nach der Kapitulation ein bedeutender Rückzugsort des italienischen Widerstands. Der Wehrmacht vollzog dort brutale Vergeltungsaktionen gegen italienische Partisanen. Heute ist hier eine monumentale Gedenkstätte und ein Soldatenfriedhof.

Nach der rasanten Abfahrt nach Bassano del Grappa gönnten wir uns erstmal eine Pause. Hoch motiviert starteten wir danach wieder durch. Nur wenige Minuten später jedoch begann wie aus dem Nichts ein heftiger Schauer der uns gleich wieder pausieren ließ. Als der Regen stoppte fuhren wir weiter. Was dann kam, war nichts für schwache Nerven: ein Gewitter für das kein Kraut gewachsen war. Wallnussgroße Hagelkörner prasselten auf uns herab. Verzweifelt suchten wir schnell Unterschlupf. Bei einem Haus stellten wir uns unter. Ein Junge beobachtete uns dabei und es schien so weit alles ok. Als der Regen aufhörte und wir bereits weiterfahren wollten kam uns im rasenden Tempo ein Auto entgegen. Ein Mann sprang aus dem Auto, stürmte auf uns zu und schimpfte wie wild auf italienisch auf uns ein. Wir versuchten ihm zu erklären, dass wir einen Notfall hatten und uns deshalb auf dem Grundstück untergestellt haben. Es half nichts, er ließ sich nicht beruhigen und schimpfte weiter. Die Situation war für uns beide höchst unangenehm und wir verstanden nicht wo das Problem für ihn war. Nachdem wir zuletzt so schöne Begnungen mit Menschen auf der Reise hatten, trübte diese Situation unsere Stimmung etwas.

Als dann auch noch wenige Kilometer später Thomas Vorderreifen einen Platten hatte, waren wir nicht mehr sicher ob wir es noch bis Venedig schaffen würden.
Es folgten die letzten 35 Kilometer über unschöne Fahrradwege und Straßen mit rücksichtslosen Autofahrern und Fußgängern. Auch diese Seite gehört nach den großartigen Tagen zuvor irgendwie dazu.
Spät aber doch haben wir um kurz nach 8 Venedig erreicht. Glücklich und gleichzeitig geschlaucht haben wir den Abend in der Stadt der Kanäle ausklingen lassen.







5 Gedanken zu „Transalp 2025 Tag 6“
Ich kann nur WOW sagen! Die zweite Alpenüberquerung mit dir zu bestreiten war mir wieder eine Ehre! 🚴💪 Jacob du hast meinen größten Respekt. Trotz Frau, Kind und Firma hast du diese gewaltige Tour wieder durchgezogen. Mal schauen, auf was für eine Idee wir im nächsten Jahr wieder kommen. 😅🤔
hört und liest sich heftig.
Das ich das noch erleben darf, der J an der Schmerzgrenze.
Aber mit einem Ziel vor Augen kann man alle Strapazen ertragen und weitertreten.
Top gemacht ihr Zwei!
The G
Lieber G,
Vielen Dank fürs mitlesen und deinen positiven Support!
Ich könnte jetzt noch eine positive Weisheit in Sachen Schmerzgrenze bringen, aber ich spar es mir auf bis wir beim nächsten Mal zusammen unterwegs sind!
Lieber Jacob, ❤️lichen Dank, dass wir auch diesmal wieder bei eurem Abenteuer „dabei sein“ durften.
Es gibt echt nichts, was euch von eurem Ziel abbringen könnte, ihr zwei seid wirklich zu bewundern 👋🤗💪
Liebe Martha,
vielen Dank, fürs mitlesen und dass du uns wieder mit positiven Kommentaren und einer Videobotschaft begleitet hast!