Nach jedem Hoch kommt ein Tief
Nach der gestrigen bärenstarken Leistung gab’s heute ein Down. Ein kurzes jedoch nur. 😉
Um ehrlich zu sein war es heute nicht zum ersten Mal, dass ich mich gefragt habe, was ich hier eigentlich mache und warum ich mir und meinem Körper das ganze antue. Aber heute war es sicher zum ersten Mal auf dieser Tour mehr als ein kurzer Gedanke der schnell wieder verflogen ist.
Am Morgen war noch alles Eitel Wonne. Die Beine hatten nicht zu sehr unter der gestrigen Anstrengung gelitten. Das Wetter sehr erfrischend aber (noch) sonnig. Ich überzeugte mich also von der Schönheit des kleinen Wiens – Russe, Ruse oder Rousse (ich habe mehre schreibweisen gesehen). Tatsächlich hat die Stadt eine schöne Architektur – insbesondere natürlich für bulgarische Verhältnisse. Einen Vergleich mit Wien hält sie allerdings nie und nimmer stand. Nach dem Sightseeing startete ich also los in Richtung Silistra, meinem Tagesziel. Kurz bevor ich Ruse verließ, setzte allerdings ziemlich heftiger Regen ein. Die einzig mögliche Strecke aus der Stadt führte über eine viel befahrene Straße. Ich wurde nicht nur durch den Regen von oben nass, sondern auch durch die entstandenen Lacken und die vorbeirasenden Autos und LKW’s. Mir war sehr kalt – die Regenhose blieb trotzdem in der Tasche. Ich hielt bei einer Tankstelle an und begann nachzudenken. Ich wünschte mir in einem warmen Auto zu sitzen und in die nächste Stadt gefahren zu werden. Irgendwas ließ mich dann aber doch weiter fahren. Ich habe mein Ziel nicht aus den Augen verloren – auch wenn ich dieses zugegeben nicht um jeden Preis erreichen muss, denn was ich bisher geschafft habe ist schon mehr als ich je davor gemacht habe. Der Regen hörte aber irgendwann auch auf und bis auf die nassen Socken trocknete alles wieder. Es wurde doch noch ein sehr schöner und teils auch sonniger Tag im Sattel. Ich bin natürlich überfroh weitergefahren zu sein.
Generell verlief die Strecke heute meist über Landstraßen, außerhalb der Sichtweite der Donau. Dies ließ meinen Blick immer wieder auf die schier endlosen Felder, Kirsch-, Marillen-, und Apfel- und Birnplantagen Bulgariens schweifen. Nie zuvor habe ich soviel fruchtbare Agrarflächen gesehen wie hier.
Nachdenklich stimmt mich, dass dieses extrem fruchtbare Land, das ärmste EU ist. Wie kann es sein, dass hier ein Drittel immer noch armutsgefährdet ist? Korruption und Oligarchentum sind wohl Hauptgründe dafür.
Der Verfall ganzer Dörfer und die Armut die ich hier zu sehen bekomme macht mich sehr traurig. Keinen Dorfplatz, keine Firma, keinen Agrar(groß)betrieb habe ich gesehen, wo nicht ein EU-Schild hängt, dass hier gefördert wurde. Bei wem dieses ganze Geld ankommt, dass weiß wohl niemand so ganz genau.
Für Bulgarien ist es noch ein langer Weg zu einem gerechteren Wohlstand. Ich habe das Land und die Menschen in mein Herz geschlossen. Und trotzdem, morgen fahre ich weiter nach Rumänien. Hierhin zurückkommen werde ich allerdings sicher irgendwann.
21 Gedanken zu „Nach jedem Hoch kommt ein Tief“
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Hi Jacob,
Ich bin eine gute Freundin von Elena.
Verfolge dich nun schon eine Weile aus Deutschland.
Finde es richtig toll, wie du deine Erlebnisse hier weiter gibst mit einer sehr coolen und authentischen Art.
Du bist ein Überwinder.
Mega
Hallo Olga,
Elena hat mir schon viel von dir erzählt.
Es freut mich sehr, dass du hier mitliest! Danke für deinen Kommentar!
Junge du bist einfach mental und körperlich eine Maschine.
Wunderbare Eindrücke von Land und Leute, die du hier vermittelst.
Dein dich in der Hockn vermissende G
Danke Bro.
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Lieber Jacob!
Eine weiterhin gute, sichere und mit schönen Begegnungen gespickte Fahrt soll dich an dein Ziel bringen!
Deine
Mama
Dein Sohn schafft das !!!!!
Da kannst du richtig stolz auf ihn sein.
Danke Mama!
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